Was hilft bei welchen Schmerzen?

Jede_r, der/die schon mal Schmerzen hatte, kennt die kurzfristige und wohltuende Linderung durch Wärme. Bei Menstruationsbeschwerden beispielsweise tut eine Wärmflasche gut. Dass diese Art der Behandlung insbesondere bei lang anhaltenden und wiederkehrenden Schmerzen nicht sinnvoll ist, werde ich dir im folgenden Artikel genauer erklären.

Mein Ansatz ist das Fasziendistorsionsmodell (FDM) nach Typaldos, nach dem ich in meiner Praxis arbeite. Ich weise darauf hin, dass die Ursachen und die Behandlung von Schmerzen in der Fachwelt kontrovers diskutiert werden.

Lesezeit: ca. 7 Minuten


Lassen sich verklebte Faszien mit Wärme lösen?

Ja, aber meist nur in einer bestimmten Region und bei bestimmten Symptomen.

Bei der Region handelt es sich um Bindegewebe innerhalb von Gelenken (Gelenkkapsel), welche mittlerweile als fasziale Strukturen definiert wird.

Diese Strukturen können bei einem längerem Schmerzprozess, bei Schonhaltung oder Ausweichbewegungen verkleben und somit das Gelenk versteifen.

Der Grund für die Steifigkeit ist eine Abnahme der Flüssigkeit zwischen den einzelnen Gewebsschichten. Einhergehend mit dem Mangel an Flüssigkeit kann es auch zu einer schlechteren Gleitfähigkeit führen. Diese Art von Faszien innerhalb einer Kapsel ist mit Wärme gut zu behandeln. Da es durch eine Wärmebehandlung zu mehr Flüssigkeit im Gewebe kommt, ist es hier exakt die richtige Maßnahme, um das Ziel zu erreichen.

Siehe zum Thema Gelenksteifigkeit Punkt 1.10.


Hilft Wärme bei Faszienschmerzen?

In der Regel kann man sagen, dass Wärme sehr stark chronische Zustände aufrechterhalten kann.

Wärmebehandlung von schmerzhaften Regionen ist gleichzusetzen mit Ruhigstellung oder Schonung von verletzten Regionen. Es macht nichts schlechter, aber es macht mit Sicherheit auch nichts besser.

Bei einem akuten Faszienschmerz ist mit Wärme keine Verbesserung in Sicht, da Wärmezufuhr erst einmal die Wundheilungsreaktionen (Entzündungsreaktion) verstärkt. Dabei wird vermehrt Flüssigkeit in die betroffene Region geschickt und gleichzeitig die
Bildung der sog. Fibroblasten (Hauptzellen der Haut) gefördert.

Durch den hohen Flüssigkeitsanteil im Gewebe neigen die Fibroplasten dazu zu verkleben und zu vernarben. Das bedeutet, es bildet sich verklebtes und verdrehtes Fasziengewebe. Und da uns verklebtes und verdrehtes Fasziengewebe im schlimmsten Fall Schmerzen und Bewegungseinschränkungen bereitet, ist das nicht gut.

Sollten hierzu Fragen oder Unklarheiten auftauchen, melde dich bei mir. Am besten können wir dir helfen, wenn du zu mir in die Praxis kommst. Denn nur so kann ich mir ein umfangreiches Bild von deiner Schmerzsituation machen.


Wie lange dauert es, verklebte Faszien zu lösen?

Die Dauer einer Behandlung ist ganz unterschiedlich und individuell. Unterschiedliche Faktoren sollten beachtet werden:

Ist der Schmerz durch einen Sportunfall oder durch eine schlechte, jahrelange Haltung entstanden?

Faszie besteht aus einem Netzwerk, das sich durch den ganzen Körper zieht. Bei Schmerzen, die durch eine schlechte Haltung versursacht werden, muss man mehr Zeit in eine Behandlung stecken als bei einer durch Unachtsamkeit entstandenen Sportverletzung (Knie oder Sprunggelenk verdreht).

Auch die Dauer der Beschwerden ist ein ausschlaggebender Punkt. Verklebungen, die seit sechs Monaten da sind, haben sich „anders organisiert“ als eine Verklebung, die nur eine Woche alt ist.

Außerdem sind dazu Faktoren wie Stress, Ernährung und Bewegungsverhalten zu beachten.


Keine Wärme bei Verspannungen und Rückenschmerzen!

„Was? Nicht mehr mit Wärme behandeln? Bis jetzt hat Wärme mir immer gut geholfen!“ Diese Aussagen hören wir immer wieder von Patient_innen. Verspannte Menschen mit Rückenbeschwerden arbeiten häufig und gern mit Wärme. Kurzzeitig verursacht das durch die Steigerung der Durchblutung im Gewebe (Hyperämisierung) ein angenehmes Gefühl.

Aber sie hat einen ähnlichen, kurzzeitigen Effekt wie eine zu kräftige Massage. Der Kern der Schmerzen sitzt nämlich nicht in verspannten Muskeln, sondern in einer Verklebung von sehr oberflächlichem Fasziengewebe. Dieses Fasziengewebe wird durch Wärme von Wasser überflutet – das Wasser gelangt ins Gewebe und sorgt für noch mehr Verklebungen und somit für noch mehr Schmerz.

Die Schmerzen kommen immer und immer wieder zurück. Auf lange Zeit angewandt führt die Wärmetherapie deshalb zu wenig Erfolg. Die Beschwerden können sogar zunehmen. Es kann sein, dass man den Schmerz dann als chronisch empfindet.


Kälte bei Verletzungen

Instinktiv wird kaum jemand, der/die sich gerade frisch verletzt hat, zu einer Wärmepackung greifen, sondern kühlen. Das sollte man auch tun!

Wenn man etwas Wärmendes auf geschwollenes oder verletztes Gewebe legt, wird die Durchblutung gesteigert und das fördert die Verklebung der Faszien. Verklebungen verursachen Schmerzen und Störungen.


Warum lindert Kälte Schmerzen?

Kälte hingegen verengt die Blutgefäße, Schwellungen und Blutungen werden gestoppt. Darum Verletzungen bitte mit Kälte und Bewegung behandeln.


Kälte bei Entzündungen

Auch überall da, wo ein Entzündungsprozess stattfindet, hat man generell das Verlangen nach Kühlung. Auch das ist genau richtig so!


Anwendung von Kompressen

Trockene Kompressen eignen sich sehr gut in Kombination mit Gelpads. Die Kompresse bei gefrorenen Gelpads immer zwischen Haut und Gelpad legen, da man sonst Gefrierbrand riskiert!

Ein altes Hausmittel ist das Kühlen mit Quark. Dazu empfiehlt sich eine nasse Kompresse, die mit Quark bestrichen und um das zu kühlende Hautareal
gewickelt wird.


Kälte bei Verbrennungen und Sonnenbrand

Unmittelbares Kühlen eines Sonnenbrandes hemmt die Ausschüttung der Botenstoffe, die Entzündungen hervorrufen können. Es eignen sich dünne Umschläge aus Tüchern, die zuvor mit kaltem Wasser getränkt wurden. Der direkte Kontakt von Eiswürfeln auf der Haut ist zu vermeiden, da Erfrierungen verursacht werden können.

Entzündungshemmende Kräuter/Pflanzen wie Aloe Vera oder Kamille können nach dem Kühlen für zusätzliche Beruhigung der Haut sorgen.

Achtung: Das Kühlen mit Quark oder Naturjoghurt ist umstritten. Sollte der Sonnenbrand so stark sein, dass sich Blasen bilden, sollte auf eine Behandlung mit Quark und Joghurt verzichtet werden. Die enthaltenen Milchsäurebakterien können den Keimen einen Nährboden bieten und Entzündungen somit noch verschlimmern!


Wärme bei Gelenksteifigkeit

Im FDM benutzt man die Wärme-Therapie nur bei einem Problem und zwar bei Gelenksteifigkeit. Hier handelt es sich um mangelnde Gleitfähigkeit der glatten Faszie im Gelenk (tektonischen Fixation).

Mit einer speziellen Technik versuchen wir, das Gelenk zu mobilisieren und die alte, zähe Gelenkflüssigkeit innerhalb der Gelenkkapseln mit frischer, neuer Flüssigkeit zu ersetzen. Zusätzlich machen wir uns die Wärme-Therapie zu Nutze, die dafür sorgt, dass mehr Flüssigkeit ins Gewebe kommt. Wärme ist hier sehr effektiv!

Bei einer Gelenksteifigkeit kann man beliebig oft mit Wärme arbeiten – in Form von UV-Licht, Rotlicht, Heizkissen, Wärmflaschen oder Fangopackungen (Mineralschlamm). Wichtig ist, dass es angenehm warm ist und nicht heiß.


Keine Wärme nach FDM-Behandlungen

Nach allen anderen FDM-Behandlungen ist von einer Wärme-Therapie abzuraten, da das Gewebe Zeit braucht, um zu verheilen. Das Gewebe sollte besser mit großen Bewegungen aus dem Mobility Programm unterstützt werden.

Fragen rund ums Thema Beweglichkeit beantworte ich dir gern.


Beitragsbild: thommas68/Pixabay