Körperhaltung, Stress und Auswirkungen oder: Welchen Einfluss unsere Körperhaltung auf unsere Psyche hat

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Unsere Körperhaltung ist abhängig von unseren täglichen Aktivitäten und sagt viel über uns aus. Die einen sitzen zu viel, die anderen sind ein bisschen zu groß geraten und wollen sich für ihre Mitmenschen immer etwas kleiner machen. Es gibt viele Gründe für unseren speziellen Haltungsstatus. Aufrecht soll sie sein. So ist zumindest die Redensart. Für manche unter uns, die muskulär und faszial „eingefroren“ sind, gibt es dabei allerdings erhebliche Probleme und sie empfinden es als enorm anstrengend, diese „aufrechte“ Haltung umzusetzen.

Mit aufrechter Haltung ist gemeint: Kopf hoch, Schultern zurück, Brust raus. In dieser Situation kann man mit FDM viel erreichen, um wieder beweglicher zu werden und um die aufrechterhaltenden Muskulatur schmerzfrei aktivieren zu können. Spannungsgefühle können durch intensive FDM-Behandlungen beseitigt werden, so dass man sich ganz auf die Full Range of Motion der Gelenke konzentrieren kann.

Zudem ist das Thema Haltung auch immer an den aktuellen oder vergangenen Trainingszustand gekoppelt. Wer generell viel und regelmäßig Sport treibt, hat man in der Regel ein viel bessere Koordination und kann somit besser die Muskulatur ansteuern. Die Stoffwechselsituation ist optimal. Halten wir uns mit regelmäßiger Bewegung zurück kann es schlechter um die schmerzfreie Körperhaltung stehen.

Auch frühere intensive Sport-Phasen (z.B. Leistungssport in der Jugend) oder Gewalteinwirkungen (z.B. durch Unfälle) haben einen erheblichen Einfluss auf unseren Körper und können noch Jahre danach zu Schmerzen führen. Enorme Kräfte, die jemals auf unseren Körper eingewirkt haben, sollten niemals unterschätzt werden. Auch wenn der Sportunfall im frühen Kindesalter passiert ist. All diese genannten Faktoren haben also starke Auswirkungen auf unsere Körperhaltung.

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Was passiert physisch mit unserem Körper?

Eine schlaffe, eingekrümmte Haltung z.B. vermittelt unseren Mitmenschen rein äußerlich gesehen so etwas wie Unsicherheit, mangelndes Selbstbewusstsein oder ähnliches. Das könnte ein Grund sein, etwas an der eigenen Haltung ändern zu wollen.

Daneben existiert unter Umständen noch der Faktor Schmerz. Unser Hormonsystem wirft aufgrund verschiedenster Rezeptorenmeldungen aus Gelenken (Propriozeption bzw. Eigenempfindung) vermehrt Cortisol aus. Cortisol ist ein Stresshormon, das in Verbindung mit Schmerz ausgelöst wird. Diese eben genannten Rezeptoren sind die Wächter unseres Körpers und gibt es in verschiedensten Ebenen und informieren unser ZNS (zentrales Nervensystem) über Druck- , Schmerz-  und Temperatur-Empfindlichkeiten.

Vereinfacht gesagt: Eine schlechte – also nicht aufrechte – Haltung hat erhebliche Auswirkungen auf unser Stresslevel. Haltung und Körpersprache machen sehr viel mit unserer Psyche. Eine interessante Studie von Harvard-Professorin und Forscherin Dr. Amy Cuddy befasst sich mit nonverbaler Kommunikation und klärt umfangreich über die High Power Poses und Low Power Poses auf.

Die sogenannte Powerposen (Redewendungen wie „Kopf hoch und Brust raus“ kommen nicht von ungefähr) sorgen dafür, dass vermehrt Testosteron ausgeschüttet wird. Testosteron ist ein Sexualhormon, das gleichermaßen bei allen Geschlechtern besteht, sich jedoch in Konzentration und Wirkung unterscheiden kann. Es sorgt dafür, dass unser Selbstbewusstsein gesteigert wird und zugleich auch unser Stresslevel (Cortisolausschüttung) sinkt.

Bei den Low Power Posen wird vermehrt Cortisol ausgeschüttet. Eine unsichere und schlaffe Haltung kann zu einer Dauerstresssituation führen. Stress bedeutet rein physiologisch, dass der Sympathikus aktiviert wird. Der Sympathikus ist zusammen mit dem Parasympathikus ein Teil des vegetativen Systems, wobei erstgenannter für die Aktivitätssteigerung da ist. Bei schlechter Körperhaltung und gleichzeitigem Stress wird der Psyche vorgegaukelt, dass wir auf der Flucht sind. Folgende Organe sind betroffen und diese Zustände stellen sich ein:

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Durch eine falsche Haltung kann es zu vermehrter Cortisol-Ausschüttung kommen

Cortisol ist also Auslöser für Stress, das durch eine „falsche Haltung“ ausgelöst werden kann. Wird zu viel Cortisol ausgeschüttet, wirkt das toxisch auf unseren Körper. Ein verspannter Nacken, innere Unruhe oder Stiche im Brustbereich können Symptome sein und wenn es ganz schlimm kommt, kann sich u.U. eine Depression entwickeln oder Unzufriedenheit einstellen. Was normalerweise passieren muss, wenn diese Situation von Stress und mehr oder weniger vorgegaukeltem Fluchtgefühl auf uns einwirken, ist, dass wir losrennen wollen oder müssen. So wird ein Flucht- oder Verteidigungsinstinkt vorbereitet und ausgelöst. Jedoch liegt es leider nicht in unserer Natur und wäre wahrscheinlich wenig gesellschaftsfähig, wenn wir vom Schreibtisch aufstehen und vorm Stress einfach wegzurennen würden.

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Was können wir für mehr Selbstbewusstsein tun?

Täglich zwei Minuten Power Posen Training sollten ausreichen, um den Körper und das Selbstbewusstsein zu stärken. Diese Posen werden „Chef Positionen“ oder „Wonderwomen“ genannt. Diese Bezeichnungen sind aussagekräftig und vermitteln sehr deutlich, worum es bei der Sache geht. Probiert es aus und sammelt Erfahrungen. Grundsätzlich gilt: Kopf hoch und Brust raus.

Bei uns in der Praxis wird dieses Thema aufgegriffen. Wir fragen individuell alles ab und machen uns ein Gesamtbild von deiner Situation. Wir leiten auch immer gerne an unsere Kooperationpartnerin Jessica Störing (Hypnose) weiter.

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Weiterführende Links:
Ze.tt: Mit diesen Power-Posen könnt ihr euer Selbstbewusstsein pimpen
Karma Yourself: Power Posing – Selbstbewusstsein stärken durch Körperhaltung

Illustration: © Jennifer Akuffo