➔ Vorwort: Jenny | Faszientherapie Berlin Mitte {

Hier geht es um eine Patientin-Erfahrung. Eine liebe Kundin hat sich die Mühe gemacht, ihren Leidensweg und den Weg aus der Krise, sowie unsere Zusammenarbeit niederzuschreiben (Danke, Kristin!).

Ich bin sehr dankbar mit Patient:innen arbeiten zu können, die Geduld, Emotionen und eine hohe Bereitschaft mitbringen, etwas für sich selbst zu tun, um körperliche und damit verbunden psychische Problematiken in den Griff zu bekommen.

Denn es gibt Leidenswege und Nachfolgen von Unfällen, die für einen Körper nicht so einfach wegzustecken sind. Diese Beschwerden sind nicht mit ein bis zwei Behandlungen behoben. Vor allem ist es wichtig, dass man sich nicht nur auf die Behandlung der/des Therapeut:in verlässt, sondern auch selbst bereit ist, viel zu ändern oder Gewohnheiten umzugestalten.

Diagnose: Chronische Schmerzpatientin

Die liebe Kundin, die als chronische Schmerzpatientin eingestuft wurde, hat sich bei mir mit extremer Nackensteifigkeit und Kopfschmerzen vorgestellt.

Hinzu kamen Schlafprobleme, Konzentrationsprobleme und eine Beschreibung von extremen Stress auf der Arbeit.

Ich werde mich während ihres Berichtes immer wieder zu Wort melden, um manches zu erklären. }


Erster unverschuldeter Unfall mit dem Fahrrad

➔ Kristin {

Hallo, ich heiße Kristin und ich habe mich entschieden, euch von meinem überschaubaren Leidensweg zu berichten und wie ich es geschafft habe, keine chronische Schmerzpatientin mehr zu sein.

Im Juni 2017 begann alles. Ich fuhr nach der Arbeit mit meinem Fahrrad nach Hause. Beim Überqueren einer Kreuzung wurde ich von einem Auto angefahren. Die Person fuhr mir quasi hinten drauf und bis heute kann ich mir nicht erklären, wie das geschehen konnte.

Beispiel-Bild

Alltagsbewältigung wegen Schmerzen fast unmöglich

Ich stürzte und mein fast neues Fahrrad war Schrott. Daraufhin war ich einige Zeit krankgeschrieben, meine Schulter- und Rückenschmerzen (Bandscheibenvorfall LWS) wurden mit diversen manuellen Therapien behandelt. Leider waren die Erfolge nur mäßig, weil ich nach einigen Behandlungen wieder in den gewohnten Schmerzzustand zurück viel. Demzufolge war es schwer, meinen Job, meinen Alltag und meine Freizeit-Aktivitäten zu meistern, da ich ständig Schmerzen hatte.

Ich versuchte es mit Osteopathie, jedoch ohne Erfolg. Dann versuchte ich es mit Chinesischer Chiropraktik (TIEH TA Medizin). Ich besuchte eine Naturheilpraxis und stellte nach einigen Behandlungen fest, dass diese Art von Behandlung sehr effektiv und nachhaltig für mich ist. Nach mehreren Sitzungen war ich endlich beschwerdefrei, dennoch beschäftigte mich der Unfall im Unterbewusstsein mehr als mir lieb war.

Trauma nach Unfall

Da es auf meinem Arbeitsweg zum Unfall kam wurde ich täglich damit konfrontiert, natürlich auch mit meiner Wut im Bauch und weil ich doch alles richtig gemacht habe. Mir fiel es unendlich schwer, diesen Unfall zu ertragen. Der ganze Zeitaufwand für all diese Bemühungen und Kosten, die ich zum Teil selbst tragen musste, damit es mir besser geht – all das hat mich wirklich sehr frustriert.

Zweiter unverschuldeter Unfall als Fußgängerin

Im Januar 2019 passierte mein zweiter unverschuldeter Unfall. Dieses mal fuhr ich mit dem Bus von der Arbeit nach Hause. Als ich bei grün die Fahrbahn überquerte kam aus der Seitenstraße ein Auslieferungs-Fahrzeug angefahren. Ich sah, wie er immer näher auf mich zukam, irgendwie muss er auf sein Handy gestarrt haben, was ich aber nicht genau weiß, weil alles so schnell ging. Auch er fuhr mich an.

Wieder fiel ich mit voller Wucht auf die Straße, da er mich seitlich erwischte. Ich kann mich noch ganz genau erinnern, wie sich mein Körper von einer Sekunde auf die andere dermaßen anspannte und ich zusätzlich voller Adrenalin war. }


Verletzungen der Gelenkkapsel und Gelenksteifigkeit

➔ Jenny {

Bei Unfällen oder Stürzen kann es zu Verletzungen der Gelenkkapseln kommen. Die Gelenkkapseln bestehen aus Bindegewebe, welche sich einfalten können. Dies kann zu schmerzhaften Bewegungen oder Bewegungseinschränkungen führen, die nach längerer Zeit wiederum zu einer Gelenksteifigkeit führen können.

Schmerzen durch äußere Gewalteinwirkung

Bei extremer Gewalteinwirkung von außen auf den Körper kann es zu einem reaktiven und massiven Hartspann der Muskulatur kommen. Nach längerem Anhalten kann das dazu führen, dass die umwindene Faszie der Muskulatur den Muskel einklebt. Eine unangenehme Grundspannung der Muskulatur kann die Folge sein.

Darüber hinaus kann es vermehrt zur Ausschüttung von Stresshormonen kommen, was sich negativ auf unsere Konzentration und unseren Schlafrhythmus auswirken kann. Zudem kann es einen negativen Effekt auf die Schmerzempfindung haben, wie auch Schlafmangel unser Schmerzempfinden verstärken kann. }


Diagnosen Bandscheibenvorfall und Spinalkanalstenose an der HWS

➔ Kristin {

Nach dem zweiten Unfall war ich wieder einige Wochen krankgeschrieben mit der Erkenntnis, dass mich dieser Unfall völlig aus meiner Mitte gerissen hatte. Das MRT ergab die Diagnose Bandscheibenvorfall und Spinalkanalstenose an der HWS (Halswirbelsäule). Der Unfallarzt meinte, dass sei altersbedingt und muss nicht vom Unfall her kommen! Ich war damals 60 Jahre alt und hatte vorher nie Probleme mit der HWS, das möchte ich an dieser Stelle erwähnen.

Chronische Schmerzpatientin laut Krankenkasse

Selbst nach einer langen Krankschreibung mit diversen Behandlungen, manuelle Therapie, Craniosacral-Therapie und Reha-Sport ging es mir nicht besser. Nun zählte ich laut Krankenkasse als chronische Schmerzpatientin und bekam im März 2020 einen Platz in der Tagesschmerzklinik. Damals war ich offen für alles gewesen, schließlich wollte ich mein altes Leben wieder zurück haben.

Vortrag über Faszien, der richtungsweisend war

Ich kann mich noch genau an einen Vortrag erinnern, der uns aufklärte, dass verklebte oder verhärtete Faszien starke muskuläre Schmerzen verursachen können. Das fand ich total spannend und einleuchtend, weil es genau mein Thema war. Meine Gedanken waren damals, dass es endlich in die richtige Richtung geht und dass ich an diesem Ort gut aufgehoben bin. Leider dauerte dieser Aufenthalt nur 3 Wochen an, bedingt durch die Pandemie wurde die Klinik geschlossen.

Von Therapie zu Therapie

Nun stand ich wieder alleine da und kümmerte mich mit meiner Hausärztin um die nächsten Schritte. Ich machte wieder einen Termin bei in der Naturheilpraxis, da er mir schon einmal so großartig geholfen hatte. Bei der Begegnung mit dem Heilpraktiker schätzte ich es wirklich sehr, dass er eine Behandlung an meiner HWS ehrlicherweise abgelehnt hat, weil er sich nicht sicher war, ob diese Art von Behandlung gut für mich wäre.

Dann suchte ich mir einen neuen Orthopäden, dieser sah sich flüchtig meine Untersuchungsergebnisse an und versuchte mir eine OP an der HWS einzureden. Währenddessen tippte er bereits die Krankenhaus-Überweisung. Als ich dieses dankend ablehnte war mir klar, dass der Arzt mich nie wieder sehen wird. Ich war sehr frustriert und enttäuscht über die für mich viel zu schnell getroffene Entscheidung.

Bloß nicht aufgeben, weitermachen!

Mir wurde bewusst, dass ich nicht schlapp machen darf. Mir blieb nichts anderes übrig, als mich weiter zu kümmern, um das alles so nicht hinnehmen zu müssen.

Ich entschied mich nach langem hin und her dazu, eine Verhaltenstherapie zu machen, da ich immer wieder ängstlich und verunsichert im Straßenverkehr unterwegs war. Es hat mich sehr viel Zeit am Telefon gekostet, einen passenden Therapeuten zu finden. Letztendlich war ich erfolgreich und konnte 6 Monate mit einer sehr liebevollen und kompetenten Therapeutin meine Probleme besprechen und bearbeiten.

Auslöser für Faszientherapie: eine Fernsehsendung

Glücklicherweise schaute sich meine Freundin im Fernsehen die Sendung „Hauptsache gesund“ mit dem Thema Faszien-Therapie (FDM) nach Typaldos an. Sie informierte mich in Windeseile und ich stieg in die Sendung mit ein. Da ich schon einiges gehört hatte und die Sendung mich überzeugte, dachte ich mir: das ist das Richtige für mich!

Nach tagelanger Recherche war ich bereit, die Faszien-Therapie auszuprobieren. Schließlich hatte ich nichts zu verlieren, ich konnte nur dazu gewinnen!

Dann ging alles ganz schnell und Jenny lief mir über den Weg. Mit all ihrem Verständnis und Einfühlungsvermögen! Einerseits fühlte ich mich an diesem schönen Ort sofort gut aufgehoben, andererseits war es für mich manchmal schwer auszuhalten die vielen Fragen gewissenhaft zu beantworten, da ich zu diesem Zeitpunkt noch sehr verletzlich und dünnhäutig war.

Tränen, Wut, Schmerz und Enttäuschung

Ich habe am Anfang bei Jenny viel weinen müssen und sie hat mir den Raum dafür gegeben. Es kam alles wieder hoch: die Wut, der Schmerz, die Enttäuschung, die unerfüllten bereits getätigten Anstrengungen, es war definitiv nicht einfach für mich, das alles auszuhalten.

Als ich meine erste Behandlung auf der Bank erfahren durfte, dachte ich mir „…okay…das ist schon mal sehr speziell und ungewohnt, aber auf jeden Fall auszuhalten, wenn ich mich richtig auf meine Atmung konzentriere!“ Während der Behandlung kommuniziere ich ab und zu mit Jenny, um zu wissen, was sie mit mir macht. Der Austausch und das Vertrauen zueinander ist mir persönlich enorm wichtig.

Nach einigen Behandlungen und mindestens 3x in der Woche meinen Übungsplan abgearbeitet zu haben stellte ich fest, dass meine Beschwerden weniger wurden. Ich rutschte auch nicht in die alten Schmerzmuster wie es bei fast allen vorherigen Behandlungen der Fall war. }


Regelmäßige Bewegung und konsequente Achtsamkeit für ein besseres Lebensgefühl

➔ Jenny {

Insgesamt habe ich Kristin innerhalb eines knappen Jahres ca. 14 Mal behandelt. Die ersten vier Monate waren es jeweils zwei Behandlungen im Monat und dann über 6 Monate einmal im Monat.
Diese wenige Anzahl an Behandlungen war nur möglich, weil sie sehr fleißig ihre Übungen gemacht hat und bewusst mit sich umgegangen ist.

Sie hat mehr Bewegung in ihr Leben gebracht und auch neue Bewegungsabläufe ausprobiert. Zudem hat sie kognitive Tätigkeiten wie Puzzeln in ihren Alltag integriert, um ihre Konzentration zu verbessern. Auch die Stressbewältigung mit Achtsamkeitsübungen ist ihr eine große Hilfe gewesen. }


Der Körper muss sich nach einer FDM-Behandlung regenerieren

➔ Kristin {

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Faszien-Therapie nicht so zeitaufwendig ist, wie all die anderen Verordnungen. Dennoch braucht mein Körper nach einer Behandlung jedes Mal Zeit, um sich zu regulieren – danach spüre ich eine effektive, anhaltende und langersehnte körperliche Verbesserung. Alle hilfreichen Tipps und Empfehlungen, die ich von Jenny erhalte, versuche ich zusätzlich zur Faszien-Therapie auf meine Weise anzunehmen und umzusetzen.

Veränderungen zum Positiven durch Faszientherapie und Achtsamkeit

Es hat sich viel zum Positiven verändert: ich gehe achtsamer mit mir um, indem ich mir Auszeiten nehme, an denen ich nur mit mir selbst verabredet bin. Zum Beispiel meditiere ich mit der „7minds App“, ich habe mit Yin Yoga begonnen und festgestellt, dass es mir gut tut. Ich mache Pilates, ich puzzle neuerdings, um meine Konzentration zu verbessern, meinen Garten kann ich wegen meiner viel besseren Beweglichkeit wieder genießen.

Nicht zu streng mit sich selbst sein

Was mir allerdings noch schwer fällt, ist, gelassen zu sein, die Dinge besser anzunehmen, die nicht zu ändern sind. Oder den Druck aus mir herauszunehmen, der sich ab und zu privat und dienstlich einschleicht und wieder für Anspannung sorgt. Ich will aber auch nicht zu streng mit mir sein, weil einfach alles seine Zeit braucht.

Mein Plan ist, weiterhin die FDM-Therapie in größeren Abständen in Anspruch zu nehmen, weil es mir ein gutes Gefühl gibt und ich einen Ort gefunden habe, an dem ich ernst genommen werde. Dafür bin ich sehr dankbar. Ich bin noch nicht am endgültigen Ziel angelangt, aber ich bin sehr viel zufriedener als vor zwei Jahren!

Meine Botschaft an alles Schmerzgeplagten

Vertrau DIR und alles Liebe DIR

Kristin }


Schlusswort

➔ Jenny {

Kristin hat vieles richtig gemacht und die richtige Einstellung gehabt, damit es ihr wieder besser geht. An ihr können sich viele ein Beispiel nehmen. }


Fotocredits

Beitragsbild: Miguel Bruna // Unsplash

Bild Fahrradunfall: Ian Valerio // Unsplash